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Rudolf Lütticken
Befreiung zum Leben

Austritt aus Kloster und Kirche

Rudolf Luetticken - Mein Austritt aus Kloster und aus der katholischen Kirche

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Mein Austritt aus Kloster und Kirche

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Mein Austritt aus der katholischen Kirche

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Rudolf Lütticken Ligia Lütticken

Wer Gott liebt, hat keine Religion außer Gott - Rumi

An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen - Mt 7,16

Was sagt ihr zu mir: Herr! Herr!, und tut nicht, was ich euch sage? - Lk 6,46


Und jetzt? Denn eines war mir klar: So wie bisher konnte und wollte ich nicht weitermachen - Thomas Frings

Aber unter veränderten Koordinaten habe auch ich mich verändert. Ich habe den Glauben daran verloren, dass der Weg, auf dem ich als Gemeindepfarrer mit Freude und Engagement gegangen bin, ein zukunftsweisender ist. Thomas Frings

Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten und die verschonten Israels wieder heimzuführen. Ich mache dich zum Licht für die Völker, damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.

Solange ich vor der Angst fliehe, finde ich nicht den Weg ins Vertrauen

Solange ich angesichts des Unabänderlichen keine andere Alternative sehe als „"Biegen oder Brechen"“, unterliege ich dem Zwang. Wenn ich mich in Einsicht dem Unabänderlichen beuge, bin ich selbstbestimmt und frei.

Religiöse Überlieferung gründet auf Behauptung, authentische Spiritualität auf der Gabe der Unterscheidung.

An Jesus glauben heißt: alles Leben im Licht seiner Botschaft sehen.

Die Botschaft Jesu liegt nicht in der Bedeutung seiner Worte, sondern in ihrer Kraft.

Wer an Jesus glaubt, hält sich an ihm nicht fest: er weiß sich gehalten.

Die christliche Form der Erleuchtung ist die Gewissheit der Auferstehung


Entweder man ist Christ aus Freiheit oder man ist es gar nicht mehr.

Du liebst Gott nur soviel, wie du den Nächsten liebst.




















23. Juli 2015

Konfessionsfreier Seelsorger, ehemaliger Benediktinermönch (1959-2015) und Priester


Mein Austritt aus
Kloster und Kirche

Ein eigenartiges Bild: Jesus kommt auf seine Jünger zu - und sie halten ihn für ein Gespenst - und schreien vor Angst.

Und Petrus, der sofort auf die Stimme Jesu eingeht und sich auf's Wasser begibt - er tritt die gewagte Flucht nach vorne an. Er riskiert alles: nicht nur, ob das Wasser auch wirklich trägt, sondern auch, ob das auch wirklich Jesus ist, der da über das Wasser auf ihn zukommt. Es gibt dafür keine eindeutigen Beweise - es gibt nur die Alternative: entweder ist dies ein Gespenst - und man kann nur noch um sein Leben schreien, oder man wagt das Vertrauen und lässt sich darauf dann aber auch ganz ein. Denn das Boot bietet den Schreienden keinen Schutz mehr, - nur noch in diesem Schritt nach vorn, in das Vertrauen hinein, liegt eine Chance. Wenn, dann kann nur noch das Vertrauen tragen.

Solche Situationen erleben wir immer wieder: Wenn das, was uns bisher getragen hat, auf einmal keinen Schutz mehr bietet, und das Unheil greifbar nahe wie ein Gespenst auf uns zukommt - dann bietet nur noch der Schritt nach vorne, über den Bootsrand hinaus, eine Chance, wenn es denn überhaupt noch eine Chance gibt. Die Chance nämlich, dass das, was da auf mich zukommt, kein böses Gespenst ist, sondern die geheimnisvolle Nähe Jesu, der mich zum Leben ruft. ...

Immer gilt es, das Boot zu verlassen, sich auf das Wasser hinauszuwagen, einer ungewissen, ja bedrohlichen Zukunft vertrauensvoll entgegenzugehen. Die Stimme zu hören: Komm. Fürchte dich nicht: ich bin es. ...

LEBEN IST SO: am Anfang, in der Mitte, am Ende. Immer wieder taucht gerade da, wo wir uns am meisten fürchten, die Stimme des Lebens, der Liebe, die Stimme des Guten Hirten auf und ruft uns zum Schritt des Wagnisses und des Vertrauens. „Meine Schafe hören auf meine Stimme. Ich kenne sie. Und sie folgen mir. Und ich gebe ihnen ewiges Leben.“

Predigt zum 19. Jahressonntag, Lesejahr A, 1990


MEINT IHR, ICH SEI GEKOMMEN, UM FRIEDEN AUF DIE ERDE ZU BRINGEN?

Natürlich meinen wir das. Was denn sonst? Unfrieden gibt es doch schon genug in der Welt. Bist du nicht gekommen, den Frieden zu bringen, den die Propheten verheißen haben, - den Frieden, den die Welt nicht geben kann? Hast du nicht Frieden gestiftet durch dein Blut am Kreuz?

Allerdings: durch das Kreuz. Durch die Hinrichtung als Verbrecher, als Hochverräter am römischen Kaiser, als Aufrührer. Das war die Feuertaufe, durch die ich hindurch musste. Billiger war der Friede, den ich bringe, nicht zu haben. Hätte ich allen Streit vermieden, hätte ich allen nach dem Mund geredet, hätte ich es allen recht gemacht, mein Fähnchen überall nach dem Wind gehängt – ich wäre nicht am Kreuz gestorben, es wäre damit aber auch alles beim Alten geblieben in dieser Welt.

Der Friede, den ich bringe, ist nicht zu haben ohne den Mut zur Wahrheit, ohne Auseinandersetzung, ohne Konflikt, ohne die Kraft zum Widerspruch. Auch nicht für euch. Wer es allen recht machen will, der weiß am Ende nicht mehr, was er selber denkt und meint und fühlt, was er braucht und was er will. Er funktioniert vielleicht zur Zufriedenheit aller, eckt nirgendwo an, verrät dabei aber in Wirklichkeit sich selbst.

Weil er den Zwiespalt mit seiner Umgebung fürchtet, gerät er in einen Zwiespalt mit sich selbst. Eigentlich fühlt sie sich ausgenutzt und um ihr eigenes Leben betrogen, aber sie macht weiter lieb Kind, damit nur ja kein böses Wort fällt. Eigentlich ist er längst ausgepowert, aber das Laufrad der täglichen Routine bleibt nicht stehen und die Konkurrenz schläft ja auch nicht. Eigentlich steht ihm alles bis hierhin, er könnte kotzen vor Überdruss, aber man will sich doch Schererein ersparen.

Ein solcher falscher Friede macht krank. Rückenschmerzen Kopfschmerzen, Migräne, wenn nicht schlimmeres – Magengeschwüre, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Krebs: Der Körper signalisiert, dass da einer im Zwiespalt lebt mit sich selbst, weil er den Konflikt nicht wagt mit seinem Umfeld, mit seinen nächsten Mitmenschen, mit Vorgesetzten oder Kollegen, mit Vater oder Sohn, Mutter oder Tochter, Schwiegermutter oder Schwiegertochter.

Vielleicht können die Ärzte etwas an den Symptomen tun. Aber der Kern des Problems liegt woanders. Da muss ein Mensch erst noch begreifen, was es heißt, dass er, dass sie ein Kind Gottes ist, dh ein Menschenwesen, das ein Recht hat auf sein eigenes Leben, seine eigene Meinung, seine eigene Überzeugung, seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen, seine eigene, unveräußerliche Verantwortung für sich selbst und andere. Da muss einer noch erkennen, dass der Streit, den er zu vermeiden sucht, das weitaus geringere Übel ist gegenüber dem, was die Vermeidung ihn kostet.

„Nur ja keinen Streit vermeiden“ – ist der Titel eines Buches, das Impulse zu geben sucht für das Leben christlicher Gemeinden. Denn es gibt auch im Leben der Gemeinden keine wichtigere Ursache für die Langweile, das Desinteresse, für lähmende Müdigkeit und Untätigkeit, als der falsche Friede, der über allem liegt, die Neigung, allem Streit aus dem Weg zu gehen und das auch noch im Namen derchristlichen Friedfertigkeit.

Hätte man dem Protest Raum gegeben in der Kirche, es gäbe keine protestantische Kirche. Solange der Protest in der Kirche des Papstes keinen Raum hat, muss es neben der römisch-katholischen eine protestantische Kirche geben. Nicht nur in der Gesellschaft, auch in der Kirche braucht es Meinungsfreiheit, Meinungsvielfalt, ja gegensätzliche Meinungen. Nur durch beständigen aufrichtigen Streit um die Wahrheit des Wortes Gottes bleibt die Kirche in der Wahrheit.

Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Auseinandersetzung, Streit, Zwiespalt und Spaltung. Denn der wahre Frieden, den ich bringe, ist anders nicht zu haben: Der Frieden, der aus der Wahrheit kommt, aus der Übereinstimmung mit sich selbst, aus der Treue zu dem eigenen Wort, aus dem Gehorsam gegen das eigene Gewissen, aus dem Hören auf die Stimme Gottes und auf die Eingebungen des Heiligen Geistes.

- Predigt 2007 -


Es war der Wunsch meines Mannes, seinen Austritt aus dem Benediktinischen Orden St. Matthias und aus der katholischen Kirche nach aussen transparent zu machen.

Camaldoli mag einen Einblick in seiner inneren Verfassung zum Zeitpunkt des Austritts geben.

Die Angst vor der Angst mag Einblick geben in seiner inneren Verfassung vor dem Eintritt, die leider weder damals noch später von seinem Umfeld erkannt und deswegen auch nie ärztlich behandelt wurde. Die medizinische Versorgung hat ihn hinter Klostermauern nicht erreichen können, sein Leid und seine innere Verwahrlosung in den 55 Jahren seines Lebens im Kloster sind unvorstellbar.

Interessanterweise, nach seinem Austritt haben ihm viele Menschen - Klosterangestellte, Verwandte und Bekannte - ihre Wahrnehmung bekundet, dass er im Kloster nie seinen Platz gefunden hatte. Leider half ihm niemand, genauer hinzuschauen. Er hatte keinen Freund, keinen Ratgeber. Er hatte sich voll dem jeweiligen Abt überlassen, und alle haben versagt.

Und in der Tat müssen alle, die eine kirchlich anerkannte Entscheidung für die Gelübte getroffen haben, sich fragen, inwieweit sie durch ihre Lebensweise mehr Vermeiden als Verwirklichen ...

Wer Gehorsam gelobt hat, sollte sich fragen, wieweit sein Verzicht auf eigene Lebensimpulse reicht, ob er sich den Herausforderungen der Zeit stellt und sich dem Wagnis eines ganz eigenen Lebensentwurf aussetzt oder ob er, ohne sich dessen bewusst zu sein, Entscheidungen und Verantwortung an die Gemeinschaft und deren höhere Instanzen delegiert......

Dem Gehorsam im Geiste und Sinne Jesus werden wir dann gerecht, wenn wir ihn auf der Ebene der Begegnung in der seelischen Tiefe verstehen. ....Der so verstandene Gehorsam ... schenkt Nähe in Freiheit. ...

In der Kraft des Sauerteigs und des Feuers wird es jedoch aufgehoben. Wenn diese in den eigenen Reihen nicht mehr zu spüren ist, sollten wir sie dort suchen, wo wir sie am allerwenigsten vermuten: im Drang des modernen Menschen nach Freiheit, nach Erfüllung des Lebens im Hier und Jetzt, nach Authentizität, nach seinem individuellen Lebenstypus. Man kann Suchbewegungen wahrnehmen die urchristliclhe Anliegen vertreten, tiefer und radikaler, als im ganz normalen kirchlichen Alltag üblich ist.
- Guido Kreppold: Nachfolge S. 107 ff.

Er wollte die Wahrheit sagen, gewiss seine Wahrheit. Er hat gewartet, bis er genug Abstand hatte, über die sehr schmerzlichen Erfahrungen und Ent-täuschungen dieser Zeit zu berichten. Als er diese Klarheit hatte, blieben ihm nur noch wenige Wochen, die er beinahe Tag und Nacht damit verbrachte, die Texte, die auf der Internetseite Essays verlinkt sind, zu schreiben und zu perfektionieren.

Mehrmals sagte er mir, er möchte auf der Internetseite eine eigene Unterseite anlegen, auf der er verschiedene Dokumente - wie zum Beispiel Schreiben und Erklärungen An Abt und Seniorat, an die Öffentlichkeit nicht weiter gegebenen Entwurf für eine gemeinsame Erklärung - verlinken will.

Er kam nicht mehr dazu. Ich werde seinen Wunsch erfüllen und im Laufe der Zeit anhand von Notizen, Fotos und emails die Vorgänge hier dokumentieren.

Mein Austritt aus dem Kloster

Mein Austritt aus der katholischen Kirche


Die Läuterung umfasst das freiwerden von allem was den Menschen sich selbst entfremdet und seinem Ureigensten überstuplt ist. Das kann auch ein religiöses Zwangssystem sein, eine Summe von Vorschriften und Verpflichtungen, die, mit Angst aufgeladen, vom Leben abschneiden - Guido Kreppold (Sakramente)

Wir sind Schwingungen in einem größeren Konzert